Zwei Urteile in dieser Woche. Das eine Althaus, schnell, deutlich, kommentarlos, wie es sich für einen Deutschen Spitzenpolitiker gehört und das andere Hoppenheim gemächlich, trübe, beredt, wie es sich für einen Deutschen Fussballverband nicht gehört.
Wenn du einen Menschen zu Tode fährst, hast du die Verantwortung. Ob da ein Gericht schnell, objektiv oder wovon auch immer motiviert urteilt, ist da ziemlich egal. Anwälte, Freunde, Sponsoren können die Surroundings regeln, am Ende schläft man mit dem Bild ein, an das man sich für die Öffentlichkeit nicht erinnern kann. Das Leben kann so einfach sein. Der Tod ist einfacher.
Kann man dergestalt ein öffentliches Amt als mitteldeutscher Ministerpräsident bekleiden? Wie man sieht geht das wunderbar und stützt damit nur das berechtigte Bild, das man von Politikern haben muss. Ok, jeder kriegt das was er verdient, auch ich, obwohl ich aus ganzem Herzen SPD wähle. Was auch sonst.
Aber jetzt mal viel schlimmer, zu den wirklich ernsten Dingen im Leben und nicht so einen Erfurter Kindergarten.
Da sitzen zwei Gladbacher Jungs in einer Kabine und warten darauf, dass ihre Hoppenheimer Kollegen endlich angeschissen kommen. Dabei geht es nur ums Pissen.
Die kommen aber nicht und man kann davon ausgehen, dass sie daran manipulieren, was ihnen zu diesem Zeitpunkt an sich längst nicht mehr gehört, ihrem Urin.
Für jedermann ist das offensichtlich, wie im Radsport, im Gewichtheben, der Leichtatlethik, beim Schwimmen und wenn Harry Flozwürtz gegen die Kindergartenmansschaft seines Sohnes spielt, es wird gedopt was das Herz hergibt.
Im Fussball ist das natürlich anders und muss anders sein. Dass eine Mannschaft aus Zweitligaspielern und unbekannten brasilianischen und afrikanischen Profis seit exakt der 2. Habzeit des zweiten Spieltags der Rückrunde der letzten Zweitligasaison plötzlich läuft wie aufgezogen und es erst nicht mehr läuft seit der Rückrunde dieser Bundesligasaison. Dass es ausgerechnet diese Mannschaft ist, wo mal einer Alarm schlägt und zu Protokoll gibt, dass es eine Ungereimtheit gibt und dass genau in dieser Phase plötzlich nicht mehr gelaufen wird als hätte man 10 Duracell im Arsch - alles normal, alles kein Thema.
Nehmen wir Ibertsberger, guter Spieler. Der kam vor 4 Jahren von Sturm, Rapid, Austria Irgendwas nach Freiburg. Schon damals als Österreichischer Nationalspieler. Sollte die rechte Seite stabilisieren und ist mit Freiburg abgestiegen und in den nächsten 2 Spielzeiten nicht wieder auf. Freiburg hatte ja auch unterirdische Trainer, die konzeptlos keinen ihrer Profis vorangebracht haben, weder Finke noch Dutt. Ragnick macht aus diesem Spieler binnen weniger Wochen - er kam erst zur letzten Rückrunde - eine Rakete. Compper ist mittlwerweile Nationalspieler. Bedauerlicherweise hat er in Gladbach ungefähr so sicher und schnell auf der linken Seite agiert, dass einzig in Erinnerung bleibt, dass ihm in Fankfurt ein reguläres Tor aberkannt wurde. Fällt aber sonst nicht weiter auf, dass Kollegen wie Weiss, Beck urplötzlich sensationell abgehen und Selim Teber ist plötzlich defensiver Mittelfeldstratege in der Bundesliga. Ok, ok, ich denk da mal in Ruhe drüber nach und will hier weder Vorverurteilung anstrengen noch irgendetwas unbewiesen in den Raum stellen. Nein, es geht einfach um das Verständnis vom Doping nicht als Phänomen sondern als systemzugehörig. Das gilt natürlich auch für meinen Verein.
Natürlich dopen die in Hoppenheim nicht. Warum auch, gibt es ja nicht im Fussball. Auch nicht in Gladbach, Leverkusen oder Hamburg. Bei den Italienern, ja ok logisch. Juventus Turin, weiß ja jeder. Gegen AC Mailand alles eingestellt. Na mit Merkelusconi als Vereinspräse, das wär doch auch was für Bayern oder Hoppenheim! In England wird nicht kontrolliert? Gut, jedenfalls ist der Fussball sauber.
Und wenn in Deutschland einem Fussballer vor der Saison die Regeln vorgelesen werden, heißt das noch lang nicht, dass diese Regeln verbindlich sind. Da sind die Funktionäre Schuld. Axo. Gut.
Na dann, wenn das von außen organisiert war, dann sollen meine Spieler nicht umsonst gewartet haben. In dem Fall, will ich meine 2 Punkte zurück, die Hoppenheim durch ein Abseitstor in der 89sten geschenkt wurden. Wenn das so klar ist, ist der Verein zu bestrafen, wie weiland, das größte Fussballspiel aller Zeiten und bis an der Welt Ende von 7:1 auf ein Wiederholungsspiel geändert wurde, weil wir nicht dafür Sorge tragen konnten, das Boninsegna von einer 78 Gramm Coladose krankenhausreif niedergestreckt wurde.
Hurenmafia ...und den Rest denkt ihr euch.
fohlenelf11 - 6. Mär, 20:39
Würden Sie mit einem Banker essen gehen? oder ihm vielleicht die Hand geben? Hätten Sie gern einen Banker in ihrem Bekanntenkreis?
Natürlich nicht, was für eine Frage.
Trotzdem müssen wir, als Demokraten und als aufgeklärt, säkularisierte Europäer, dem Banker in unserer Mitte einen Platz bieten.
So komisch wie sich das jetzt anhören mag und so absurd es aus heutiger Sicht für uns scheint, der Banker ist genauso historisches Objekt wie der Faschist, Heinrich VIII. oder Jack the Ripper.
Alles Leute, die man einerseits recht faszinierend findet und andererseits angeekelt nach der Lektüre wieder in dem Buch der Geschichte verkeilt, in dem sie festgehalten wurden.
Wenn wir den Banker heute betrachten, nach allem Leid und Elend, das er in spielerischem Leichtsinn über uns alle gebracht hat, sind wir nur allzuleicht versucht, unsere eigene Rolle zu wenig zu hinterfragen.
Waren nicht wir als Eltern so begeistert über den Erfolg unserer Kinder, haben nicht wir selbst es hingenommen, dass das Geld als einzig wahrer, universaler Wert sich über alles erheben konnte! Derjenige der schnell, viel Geld genommen hatte, war weitaus wertvoller und achtbarer, als derjenige der Tag für Tag zum Wohle anderer Menschen und nicht nur um seiner selbst Willen und zum Willen einer imaginären Nota das Geschehen des Tages bestimmte.
Ist es nicht jetzt so einfach zu sagen, brennt ihn?
Aber andererseits, wir sind einfache Menschen und wo kein Gott mehr, da kein Richter und letztlich bleiben wir nur uns selbst übrig als das, was der Banker aus uns gemacht hat.
Begeben wir uns nicht auf eine Stufe mit diesem Aussatz. Bleiben wir Mensch und bewahren das, was diese Zuhälter uns noch gelassen haben.
fohlenelf11 - 12. Feb, 20:32
1 Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
2 Denn so du durch Wasser gehest, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht sollen ersäufen, und so du ins Feuer gehest, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht anzünden.
3 Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland. Ich habe Ägypten, Mohren und Seba an deiner Statt zur Versöhnung gegeben.
4 Weil du so wert bist vor meinen Augen geachtet, mußt du auch herrlich sein, und ich habe dich lieb; darum gebe ich Menschen an deiner Statt und Völker für deine Seele.
5 So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Morgen deinen Samen bringen und will dich vom Abend sammeln;
6 und will sagen gegen Mitternacht: Gib her! und gegen Mittag: Wehre nicht! Bringe meine Söhne von ferne her und meine Töchter von der Welt Ende,
7 alle, die mit meinem Namen genannt sind, nämlich die ich geschaffen habe zu meiner Herrlichkeit und sie zubereitet und gemacht.
8 Laß hervortreten das blinde Volk, welches doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben.
9 Laßt alle Heiden zusammenkommen zuhaufe und sich die Völker versammeln. Welcher ist unter ihnen, der solches verkündigen möge und uns hören lasse vorhin, was geschehen soll? Laßt sie ihre Zeugen darstellen und beweisen, so wird man's hören und sagen: Es ist die Wahrheit.
10 Ihr aber seid meine Zeugen, spricht der Herr, und mein Knecht, den ich erwählet habe, auf daß ihr wisset und mir glaubet und verstehet, daß ich's bin. Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein.
11 Ich, ich bin der Herr, und ist außer mir kein Heiland.
12 Ich hab's verkündiget und hab auch geholfen und hab's euch sagen lassen; und ist kein fremder (Gott) unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr; so bin ich Gott.
13 Auch bin ich, ehe denn nie kein Tag war; und ist niemand, der aus meiner Hand erretten kann. Ich wirke; wer will's abwenden?
14 So spricht der Herr, euer Erlöser, der Heilige in Israel: Um euretwillen habe ich gen Babel geschickt und habe die Riegel alle heruntergestoßen und die klagenden Chaldäer in die Schiffe gejagt.
15 Ich bin der Herr, euer Heiliger, der ich Israel geschaffen habe, euer König.
16 So spricht der Herr, der im Meer Weg und in starken Wassern Bahn macht;
17 der herausbringt Wagen und Roß, Heer und Macht, daß sie auf einem Haufen daliegen und nicht aufstehen, daß sie verlöschen, wie ein Docht verlischt:
18 Gedenket nicht an das Alte und achtet nicht auf das Vorige!
19 Denn siehe, ich will ein Neues machen; jetzt soll es aufwachsen; daß ihr erfahren werdet, daß ich Weg in der Wüste mache und Wasserströme in der Einöde,
20 daß mich das Tier auf dem Felde preise, die Drachen und Straußen. Denn ich will Wasser in der Wüste und Ströme in der Einöde geben zu tränken mein Volk; meine Auserwählten.
21 Dies Volk habe ich mir zugerichtet, es soll meinen Ruhm erzählen.
22 Nicht daß du mich hättest gerufen, Jakob, oder daß du um mich gearbeitet hättest, Israel.
23 Mir zwar hast du nicht gebracht Schafe deines Brandopfers noch mich geehret mit deinen Opfern; mich hat deines Dienstes nicht gelüstet im Speisopfer, habe auch nicht Lust an deiner Arbeit im Weihrauch;
24 mir hast du nicht um Geld Kalmus gekauft; mich hast du mit dem Fetten deiner Opfer nicht gefüllet. Ja, mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht in deinen Missetaten.
25 Ich, ich tilge deine Übertretung um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.
26 Erinnere mich, laß uns miteinander rechten; sage an, wie du gerecht willst sein!
27 Deine Voreltern haben gesündiget, und deine Lehrer haben wider mich mißgehandelt.
28 Darum habe ich die Fürsten des Heiligtums entheiliget und habe Jakob zum Bann gemacht und Israel zum Hohn.
Jesaja 43
fohlenelf11 - 9. Feb, 20:48
Man muss das selbst gesehen haben.
Seit den großen Verführern ist es ja etwas anzuzweifelndes wenn ein Mensch reden kann. Außer Worten gesprochen also sein Gesicht, seine Hände, seine Stimme, seine Sprache derart in einen Klang bringt, dass es scheint, er hätte etwas zu sagen.
Welche Fragen würde ich an meine Welt, die okzidentale Welt, die ausbeutende, bevorteilte, die Welt in der ich lebe stellen und welche Antworten möchte ich auf diese Fragen erwarten.
Ich habe heute einen Mann gesehen, der mehr als Hoffnung gegeben hat, weil er wahres spricht. Der die Welt als Gut erachtet und der die Wirtschaft als Gut erachtet und die Menschen, die in und auf beiden Leben und diese als Ganzes sieht.
Ein Mann der die Arbeit anspricht und nicht den Profit, der die Freiheit anspricht und nicht den Zwang, die Freiheit eines Christenmenschen in einer Gemeinschaft mit anderen, bejahend dem einen Gott zugewiesen und unter dessen Fittichen versammelt für ein gutes Ding.
Weile wird man ihm nicht lassen. Aber zum ersten Mal seit Willi Brandt mag ich glauben, es kann Menschen geben, die in der Blüte ihrer Macht nicht etwas Gutes für einige wenige, sondern etwas Großartiges für alle schaffen möchten. Der auffordert, uns alle auffordert, die Steine, die man ihm und damit uns allen in den Weg rollen wird, gemeinsam fortzubewegen und zu zerbröseln.
Das zu erleben und zu hören, war etwas besonderes, so besonders, dass es mich zu Tränen berührt hat.
Stell dir das nur mal vor. Alle an einem Ziel in Freiheit, Gleichheit, Glück und Wohlstand. Den Gedanken behalt ich mir mal fest.
Barack Obama
fohlenelf11 - 20. Jan, 20:01
In der Neujahrsnacht 2008/2009 irrt Huibert Grossdrehschenke stockbesoffen über die Kaufinger Straß'. Wirklich stockbesoffen, eingedenk jeden Besoffenseins, dessen wir selbst uns schon hingegeben haben.
Torkelt an zwei Schaufensterscheiben entlang und schiebt mit der linken Hand - die Finger aufgefächert und angestrengt gespreizt - die roten Spitzendessous von Puppe Karo beiseite. Unbehaartes Fleisch oberhalb eines nylonbestrumpften Oberschenkels, der geradeso aus Plastik, Bakalit, Gips oder eben jetzt nur aus Träumen gezimmert und gemeißelt dastehen tat. Fehlt nur der Schlitz, in den er seinen letzten Euro schieben kann. Aber an dem Schaufenster da ist nichts, wirklich nichts, noch nicht einmal ein Hauch von Scham.
Aufgegeilt von einer Tabakfahne streicht Huibert drei Gänsen nach, die kichernd an der ausgedünnten Menschentraube am Augustiner vorbeiwatscheln, immer darauf achtend, dass zwischen Hintern und Schritt noch ein Wackeln für der alten Herren Aufmerksamkeit bleibt.
Magisch angezogen fällt Huibert auf die Knie, sinkt geradewegs an einer Bank nebst Mülleimer vorbei und kommt ungestützt auf dem rechten Schlüsselbein zu liegen, während sich die Füße irgenwie so ungewohnt verdrehen, bis sich die Beine automatisch strecken.
So liegt er da und atmet schwer. Oberhalb eines abgestrüppten Blumenbeets schauen ihn mehr und mehr bald 24 belustigte Augen an und im Dutzend hilft ihm keiner hoch.
Verbleibend und verharrend wird Huibert so plötzlich und schlagartig klar, dass 2009 nicht mehr so wie gestern war und er vergessen hatte aufzupassen. Auf sich selbst, denn vor allem wohin man sich gehen lassen kann, bleibt Karo doch die allerletzte Meile Hoffnung und vor Verzweiflung ausgestorben, trocken und am Ende leer.
Huibert selbst wird das noch einmal einsehen, am Morgen danach, bevor er seine endgültige Entscheidung trifft, ob er Karo kennen mag oder nicht. Seine Entscheidung. Huibert Grossdrehschenke.
fohlenelf11 - 2. Jan, 20:33
Gut, also wer dieses Album noch kennt, muss bei Fingernagel Jantzmeyer noch aufen ollen Sofa übernachtet haben.
Hab ich mir für diesen Beitrag auch mal bei iTunes geladen. Meine Schwiegereltern haben mir einen iPod geschenkt. Andere Jungs kriegen von ihren Schwiegereltern nicht mal die Frau zum Bankett.
Staying Alive - es war schon wieder in 2007 als ich bei Juri in der Toskana am Pool saß - soeben zwei eiskalte Bier den Hügel zum Bassin hochgeschleppt und Frau Antje zuprostend einen Artikel im Spiegel über die IKB las.
Das war 2007 und was da zu diesem Zeitpunkt drin stand, war schon furchterregend genug. Aber jetzt mal ehrlich, diese Leute wurden schon zu dem Zeitpunkt plakatiert wie weiland Vietor und die Neue Heimat.
Das zeigt schon mal, was der Spiegel an Macht eringebüsst hat.
Brachte dieser damals die Mißwirtschaft in den Gewerkschaftskonzernen und letztlich die Konzerne selbst, NH, COOP, BfG zu Fall ist es heute scheiß egal, ob jemand feststellt, dass einer Mist baut, zum Schaden der Allgemeinheit.
Und weil wir mit der Einbindung der 68er, der Schröders und der Cohn-Bendits aufgehört haben zu protestieren, können dieselben Leute, auf die ich beim Pissen in einem toskanischen Olivenhain 2007 ausgespuckt habe, 2008 die Kiste derart an die Wand fahren, dass sie einem Konzern, der Pleite ist, nochmal junkiehaft eine Milliardennadel nachschießen. Ungestraft - während irgendein Hundt aus Stuttgart über Hartz IV Empfänger lamentiert. Da kriegt der Name LehmanBrothers doch noch mal einen ganz anderen Geschmack.
Eine komplett faule, arbeitsscheue und unaktive Gesellschaft wird in Jahren nicht zerlegen, was diese Heuschrecken verbrochen haben. Wollen wir aber nicht biblisch werden, denn diese Leute kennen keine Gott, nur sich selbst.
Unflexibles und arbeitsscheues Volk ist mir auch zu Wider, aber noch mehr widert mich gesellschaftsverachtendes und kapitalisiertes Management an. Wenn früher einer die Brunnen der Leute vergiftet hat, um sein Wasser für einen besseren Preis zu verkaufen, was hat man dann mit dem gemacht!
Wir sind so zivilisiert, dass wir uns ein Strafrecht leisten, das bisweilen nicht bestraft. Und wenn es dann doch mal so weit kommen könnte, zieht sich die Chefanklägerin in der Gaststätte ZumWinkel solange in Ruhe ein paar Cherry rein, bis die Frist zur umfassenden Anklagestellung verstrichen ist. Nicht sehr vertrauensbildend und schon gar nicht beispielhaft für alle anderen Bürger. Aber geht es darum überhaupt noch. Als Bürgergesellschaft zusammem zu leben und gemeinsam zu gestalten?
Und deshalb Staying Alive. Ich hoffe, dass nochmal eine Generation folgt, die die Sache in die Hände nimmt und in 2009 niemand weiterhin auf die Idee kommt von den Leuten, die 2008 bestimmt haben, von Leistungsträgern zu sprechen.
Deshalb aber auch Accept, denn den Laden wollen wir ja nicht über den Haufen werfen, schließlich steht 2010 eine Weltmeisterschaft vor der Tür, da muss man gewisse Leute fit halten. Stell dir mal vor, der rotgewandete Frosch von Kanzlerrn hüpft nicht über den Schoß vom greisen Mandela und bietet sich in Unkenntnis von Willen und Leidenschaft dem Berlusconi im Halbfinale an. Denn von Hinten mag die es ganz bestimmt nicht, von da kommt sie meist selbst.
Und deshalb ende ich in diesem Jahr noch mal und was sonst mit Fußball.
Mit Alexander Baumjohann und Markus (sic!) Marin. Ob die zu Bayern gehen oder bleiben, ob die den IQ eines Quastenflossers übertreffen oder dazu beitragen, das meine Mannschaft, meine Borussia - hatte ich schon erwähnt, dass meine Schwiegereltern mir ein Borussentrikot geschenkt haben, das heimwertige! - in der 1. Fussball Bundesliga bleibt, diesen beiden sei gesagt für die Ewigkeit:
Und wenn wir heute das Spiel verlieren, darauf kommt es nicht an und ob das irgendjemand hier sonst kapiert, ist für uns nicht interessant.
Boruss' bin ich und sag's mit Stolz
ich schwörs mit Herz und Hand.
Drum zieht sich auch um meine Brust
das schwarz-weiß schönste Band
Wir sind ein einig Volk von Brüdern
Hipp-Hipp Hurra Borussia
Drum singen wir es immer wieder
Hurra-Hurra Borussia
Und bevor jetzt Blücher wieder über die Franzosen herfällt, wünsche ich mir für 2009, dass alle Menschen, die ich liebe, gesund und bei Kräften bleiben, dass wir Arbeit haben und nicht verzagen, dass Liebe uns trägt und nicht zuerst aber ziemlich am Anfang, dass Hans Meyer und Ruud Kaiser mit ihren Mannschaften die Klasse halten.
Hurra, Hurra
Borussia
fohlenelf11 - 31. Dez, 17:49
Zum endlich Schluss des Jahres, habe ich daselbst mir 'ne neue Scheibe bei iTunes geladen. Death or Glory von Running Wild.
True British Steel Speed Metal, der Sänger der Combo heißt übrigens Rock'nRolf und auch ansonsten sind die Jungs zwar nicht Judas Priest und die Scheibe gab's für weniger als 30 Silberlinge.
Platt soweit? Gut, dann noch ein paar Gedanken von mir zum Jahreswechsel.
Als 2008 raketenhaft heraufschoß stand ich mit der wundervollsten Frau der Welt auf dem Balkon und wir prosteten uns zu. 2007 war kein gutes Jahr und deshalb ein schlechteres unter all den anderen und vorherigen Jahren.
Dieses postfötale Elend verabschiedend ließ es sich wirklich gut anprosten und auf Besserung warten.
2008 wurde eine feste Zeit. Ein Jahr, das - kaum war es angefangen - hielt, was es versprach. Mit einigen wirklichen Höhepunkten.
Manche ganz für mich allein und manche in der Art und Weise, wie ich es nicht gedacht hätte, dass es noch so sein könnte. Eine Jugendfreizeit auf ChampionsLeague Niveau. Nicht so ein Hacke Spitze, sondern mit LodaMatt als Libero, Günther Hermann solide auf den Flügeln und Wynton Rufer im Sturm. Eine großartige Zeit, die wiederholt werden wird, mal wieder.
Und für jeden Fall Deutschland-Portugal. Dieses Spiel war ein Inferno, eine Abstrafung des schönen Fussballs und der lichteste Moment einer noch ungekrönten Gemeinschaft. Aber nicht das Spiel selbst, das Wo ich es gesehen habe, war das Besondere in der Erdinger Sports Bar am FJS, während ich waretete, dass Antjes Flieger aus London landete.
Draußen standen 6000 beim Public Viewing. Nichts für mich. Fußball ist eine zu ernste Sache als mit Nüchternen am selben Tisch zu sitzen, zu stehen oder zu singen. Was ich brauchte war ein Handy, um meinen Bruder jederzeit zu erreichen, einen Barkeeper, der ungefragt nachschenkte, einen uneingeschränkten Blick auf den Bildschirm und Leute, die nicht glauben wollten, was sie da sahen, was ich selbst aber schon immer wusste. Erdinger Sports Bar.
Ach ja und natürlich eine Mannschaft, die sich vorgenommen hatte deutsch zu spielen. Schnell, schnörkelos, kompromisslos in den Zweikämpfen und - was den deutschen Fußball elementar vom ebenfalls wundervollen englischen Fußball unterscheidet, am Ende siegreich. Ein Abend wie ein Traum. Wer Fussball liebt wird auf Jahreslebens wissen an welch großartigem Ereignis er teilgenommen hat.
Nicht die drei Tore und nicht das schnelle Umschalten zwischen riegeln und rollen, eine, nein zwei ganz andere Szenen zeigten die semi-brasilianische Immigranten-Truppe an diesem Tag chancenlos. Erstens Arne Friedrich, nach 60 Sekunden von Ronaldo getunnelt, zum einzigen Mal und diesen fürderhin ablaufend und beherrschend wie der lauwarme Westwind Amerigo Vespucci. Und dann Mitte der zweiten Halbzeit als es noch nicht notwendig war Legenden um Michael Ballacks Annäherungsversuch an den Chelsea Kollegen Ferreira zu spinnen. Vielleicht will der Chemnitzer ja wirklich bei dem im Dachgeschoss einziehen und probte schon mal die Tragfähigkeit, was den IV eindeutig für zu leicht befunden am Boden zerstört zurück ließ.
Nein die wirklich zauberhafteste Szene, kulturell und nicht zuletzt auch erotisch, zeigte einen Freistoss von Halblinks 22, 23 Meter Torentfernung. Schon die Ballablage zelebrierte er, musste dabei an sich schon wegen Zeitspiels verwarnt werden, so lange fummelte der an dem Spielgerät, in der Zeit ersetzt mancherChirurg drei Herzen und eine Leber.
Dann den Kopf nach oben pfauenhaft den Hals dreimal vor und zurückschiebend wie anno '90 Olaf Thon beim dritten Elfer gegen Shilton und dannn, ein Wahnsinn. Die Hüfte versteifend, den Schwanz die schon aufgebockte Kuh fixierend, machte er eins, zwei, drei Schritte - bei all dem Tamtam immer noch unverwarnt, zurück. An der Mittellinie kreischen Peter,Paul und Mary sich die Seele aus dem Leib, als würde Paul Mc Cartney barfuß über den Acker schweben und John Lennon sich zeitgleich als außerirdischer outen. Was dieser ja immer war, wie man heute sicher weiß.
Dann bilden seine beiden Beine ein umgekehrtes Pfau, die Brust wird vorgeschoben und gerade als Jenne Lehmann sich gelangweilt eine Marlboro zwischen die Mundwinkel steckt und am linken Pfosten Platz nimmt läuft er, der Ronaldo los und schießt den Ball soweit am Kasten vorbei, dass der Luftzug gerade noch ausreicht dem Lehmann das Streichholz auszupusten. Nach all dem Tamtam den der Beau ausgelöst hat, war die Szene einfach nur wohltuend und es konnte wieder Fußball gespielt werden.
Jedenfalls dieses Spiel war Running Wild und nebenbei mit dem Spiel der Dutch gegen die Francaise das Beste der EM. Immerhin.
Das Spanien Europameister werde könnte, hätte ich nicht im Traum erwartet. Zum zweiten Mal fehlte der deutschen Manschaft der Punch im entscheidenden Momet und ob Grosso oder Torres, wieder waren es individuelle Fehler, die das Kollektiv niederstreckten. Dolchstoß. Unverständlich angesichts der Qualität im Kader und der scheinbar angeborenen Turnierbereitschaft.
Jedenfalls bis dahin war 2008 ein wirklich gutes Jahr und den Rest betrachten wir morgen mal nüchtern. Sozusagen als Freddy Frinton für Frühaufsteher und Spätleser.
fohlenelf11 - 30. Dez, 21:43
Oberhalb des ganzen Jahres gibt es eine Zeit, die außerhalb aller übrigen Jahreszeiten liegt.
Jedenfalls glaubte Hinnak Klausmütz das damals. Zu der Zeit, wo er noch jedes Wochenende vermeindlich unbeschwert zwischen weißer Schokolade und Pfannkuchen, die sich vor Eiern in der Pfanne bogen, verbrachte, kroch er jedesmal gleich nach dem Aufwachen in die schweren Federbetten seiner Großeltern.
Zuerst bei der Oma und wenn die aufgestanden war, um unten in der Küche Feuer zu machen, bei seinem Großvater.
Geschichten konnten sie beide erzählen und wenn es darum ging, diese Geschichten auch zu überprüfen, dann sagte Opa immer, das machen wir zwischen Weihnachten und Neujahr.
Zwischen Weihnachten und Neujahr musste eine ganz besondere Zeit sein, mindestens endlos bei allem was Hinnak und sein Großvater Hagen, da alles unternehmen wollten.
Mindestens würden sie nach Klittentitt fahren. Klittentitt war - ähnlich wie zwischen Weihnachten und Neujahr - ein unsagbarer, unvorstellbarer Ort, der irgendwo zwischen dem Paradies und der endlosen Weite aller Cowboys liegen musste. Dorthin ging es fast jedes Wochenende für Großvater, denn wenn Hinnak ihn fragte, wo er denn hin wollte, dann fuhr er meist nach Klittentitt.
Eigentlich wollte Hinnak nicht nach Klittentitt, sondern nach Thüringen, wo der Bruder von Opa wohnte. Der hatte ihm nämlich das tolle Spielzeuggewehr, einen richtigen Henry-Stutzen wie Old Shatterhand ihn hatte, geschenkt. Zwischen Weihnachten und Neujahr würden sie das machen. Sie wollten mal zusammen zu de anderen Großeltern fahren und in Ruhe durch den nahegelegenen Wald gehen.
Zwischen Weihnachten und Neujahr wäre für alles Zeit, was sonst über das Jahr liegen bleibt.
Großvater Hagen ist längst für immer liegen geblieben und Klittentitt als eine schummrige Kaschemme in der Nähe von Bederkesa enttarnt. Aber bis heute denkt Hinnak zwischen Weihnachten und Neujahr an den Zauber dieser Tage, in denen die Zeit nichts zählt und die Welt inne hält, nicht atemlos nur sanfter.
Diese Tage möchte er festhalten können; nicht nur zwischen Weihnachten und Neujahr.
fohlenelf11 - 28. Dez, 15:50