Dienstag, 18. November 2008

Außerhalb

Als Mensch -nicht mehr, der ich täglich verschiedene Zeitungen lese, agiere, argumentiere und mir Gedanken mache; als jemand, der nicht jedermanns Freund ist und nicht ohne Freunde, stehe ich auf - ohne jemals richtig aufzustehen -, jeden Morgen und nehme die Fernbedienung in die Hand.

Das Bild ist groß genug, um einen Eindruck von der Welt zu vermitteln, von den Konferenzen und den Katastrophen, den neuen Gesetzen und gesellschaftlichen Anlässen, von einem der Oscar heißt und einer die sich Emmy nennt.

Wenn es in Kalfornien brennt, sehe ich die verschwitzten Feuerwehrleute, wie sie dieser Walze hilflos gegenüber stehen und alles geben um sie zu stoppen. Regnet es andernorts, dann sehe ich die ausgezehrten Leiber, die um noch mehr kämpfen als ein paar versicherte Häuser.

Ein Sturm über Kuba ist uns mitunter näher, als Else Sparstrumpf, von der Meyerhoferstrasse. Die Kinder vom Bauern Wang Li erregen unser Mitleid und hier sucht Gesine Schmidtlein - ohne Fahrschein aus dem Zug geworfen - ihren Weg durch die Dunkelheit.

Außerhalb sieht man sich das Leid leichter. Es ist ja nicht ein Leid, dass wir an unserem eigenen Fleisch fühlen. Es rührt nur unsere Herzen.Es ist so eine Art Madonna-Senegal-Leid.

Weil es da rührt wo uns die Valentins-Industrie am verletztlichsten hält, wird es bald wieder die Spendengalas und Anlässe geben. Nicht für Else und Gesine, nicht für die.

Ich will das mal ein paar Beiträge lang erklären, was man tut, wenn man den Fernseher einschaltet. Wenn man sich de Kanal nach außerhalb einstellt und was passiert, wenn man die Fragen an unsere Gesellschaft und unsere Welt auf Bauer Wang Li, den Kalifornischen Feuerwehrmann oder den Kubanischen Plantagenarbeiter abbildet.

Aber für heute stehen wir außerhalb und wundern uns, wie es sein kann, dass Gesine Schmidtlein zwölfjährig und ohne Fahrschein nicht mit dem Zug nach Hause fahren kann. Macht betroffen, aber gäb ich der Göre 4 Euro für's Ticket?

Das ist außerhalb meiner Vorstellungskraft.

Montag, 17. November 2008

Die Psychologie eines Spiels

Da mich einige gefragt haben, schreibe ich es gern auch einmal auf, wie es war mit diesem Spiel. Gladbach gegen Bayern.

Das Spiel begann, wie immer am Freitag. Frau Antje stopfte eine Leberkassemmel und ich labermentierte, ein Tegernseeer leicht schräg haltend, über Nick Hornby. Jenen Nick Hornby, der mit Fever Pitch, die einmalige Biographie eines Fans geschrieben hat. Mag sein, dass Tony Adams sein eigenes Leben so einegrichtet hat, dass seine Autobiographie noch besser ist. Was Wunder, war er doch immer dabei. Auch beim einzigen Sieg einer Deutschen Mannschaft bei Arsenal, 3:1, Borussia Mönchengladbach, drei Tore Juskowiak.

Jedenfalls sagte ich zu meiner leberkasstopfenden Frau, ein Fever Pitch Spiel. Ein Fever Pitch Spiel ist ziemlich einfach. Die andern sind bessser, der Schiri ist nicht gerade für dich und irgendwann steht's zweinull für die andern und dein bester Stürmer liegt irgendwo, nur nicht elfmeterreif im Strafraum. In einem Fever Pitch Spiel gibt es also nichts, was darauf hin deutet, dass heute noch etwas besonderes passiert. Gegen Bayern München sollte man das nicht gerade erwarten, nach 5 Siegen dieser Fussballmonster in Serie und mit allen an Bord.

Fever Pitch Spiele sind selten, extrem selten. Deutschland versus Frankreich '82 war ein Fever Pitch Spiel, Anderlecht gegen Werder in der Championsleague '95 war genau so ein Fever Pitch Spiel.

Gladbach gegen Bayern wurde ein Fever Pitch Spiel, auch wenn - ich gebe es gerne zu - am Ende kein Sieg für Borussia stand, zumindest nicht in der Tabelle.

Borussia begann stark. Ja, Ihr Kolumnisten! Borussia begann stark und der Ball lief insbesondere auf Rechts schnell und kontrolliert über die ein oder andere Station. Wenn man plötzlich van Bommel, Ze Roberto, Lucio und Demichelis wie ein Rudel arroganter Hipp Hopper vor sich hat, läuft nun mal nicht jeder Pass.

Tobias (Levels, weiterhin nur Tobias) spielt fast im 1 gegen 1 auf Ribery. Anfangs engagiert mit zwei guten Tacklings aber mit zunehmendem Spielverlauf ohne Chance, aber: Fever Pitch! engagiert, von Anfang an.

Die Axt spielt links. Steve Gohouri (weiterhin nur die Axt) nimmt jeden Ball und jeden Mann, von Anfang an und wär er Deutscher, wär es mir um unsere Innenverteidigung nicht so bange. Er macht ein großartiges Spiel und ich danke Schiri Weiner (im Folgenden nur Weiner), dass er 92 Minuten auf dem Platz bleiben darf. Fever Pitch.

Pilipp Daems ist Belgier. Veretzt über den letzten Abstieg ist dieser Typ der wichtigste Mann auf dem Platz. Deshalb hat er wohl auch keinen Spitznamen. Aber ich schweife ab und lass Rouel Brouwers als nicht bundesligatauglich aus.

Die Abwehr ist so wichtig in diesem Spiel und die Spinne (Gal Albermann, fürderhin und weiterhinn die Spinne), Patrick Pauwee ( gesprochen Pau und ich weiß es aus erster Hand von einem Feyenoord Fan), machen gemeinsam mit Bradley den Block zu und die Bayern haben keine Chance.

Aber sie haben Philipp Lahm, die Russen haben da noch einen, dessen Name mir grad nicht einfällt. Vielleicht ist der auf der Welt besser, genauso gut, eher schlechter. Lahm ist auf Links unglaublich stark und zieht Bradley und Tobias kreuz und quer mit sich und bringt die kurze Flanke und Toni, Luca Toni macht das Tor. 21. Minute. Fever Pitch.

Es war selbstverständlich und fraglos, wie die Bayern Ihre Führung abliefern und das Weiner ihnen einen Elfmeter versagt absolut ungewohnt für die Geschichte, die Bosussia und Weiner miteinander haben.

Nach der Halbzeit fängt Fever Pitch an und zwar mit einem, der am Ende des Tages nicht in de Zeitung steht. Der mehr durch seine Haarpracht auf sich aufmerksam macht, dabei ist sein Spiel zu beachten.

Johannes van den Bergh, hat auf Links eine Menge initialisiert und die Bayern rüber gezogen. Immer wieder hat er Marin ( auf alle Ewigkeit nur Markus Marin) überlaufen, sich immer wieder angeboten und Gladbachs Giftpfeil angespornt und die Anspielstation gegeben, die Markus brauchte.

Wir sind immer noch im Anrollen und Gladbach rollte schon jetzt auf die Bayern zu, dass wussten die bloss nicht und waren selbst stets gefährlich.

Die Axt, mittlerweile im Zentrum nahm eine Reihe von Bällen herunter, inklusive von Ribery. Das war ein Elfmeter und wenn er einfach die Axt umkurvt hätte, hätte der es trotzdem gemacht, also das Tor. Ribery war stark. Das muss man im Kopf behalten bei allem was gleich noch folgt. Ribery war stark und versenkt den Elfer, Gospodarek verladend ins rechte Eck oder ins Linke? Tor Bayern 2:0 Spiel durch.

Als Gladbach Fan denkst du jetzt ok. ok. Scheiße, wir haben alles versucht. Du denkst, ok und fällst in deinen Sessel zurück und in diesem Moment weißt du, die Bayern sind zu stark und du verlierst hier aufopferungsvoll und am Ende ohne Chance.

Und dann kommt - mir kommen immer noch die Tränen - dann kommt Fever Pitch.

Im Münchener Block hat man nichts als Schmähgesänge für einen alten Rivalen übrig, der längst kein Gegner mehr ist und dessen Spieler wohl kaum mehr wissen, was es heißt, für Borussia zu spielen.

Ze Roberto spielt den Ball seitenverkehrt mit der Hacke am Standbein vorbei und Ribery vernascht Tobias, Übersteiger, Hacke, Spitze und..kein Tor. Toni hat die Chance, spielt nicht den Klose an, sondern versemmelt und Klose und Schweinsteiger gehen, Lahm war auch schon raus und Gladbach holt hier ne Ecke und da ne Ecke und die Jungs hören einfach nicht auf zu laufen.

Van den Bergh nicht, Markus nicht, Baumjohann, nicht und Bradley auch nicht.

Und die Nordkurve steht, singt! 0:2 hinten: Denn wir schwören Stein und Bein auf die Elf vom Niederrhein. Und geht das Spiel auch mal verlor'n, dann macht uns das gar nichts aus, denn dann fahren wir zum Auswärtsspiel und machen einen drauf.

Ich bin Fan, seid ich Fussball lebe und heule wie ein Schlosshund und wir werden verlieren und es gibt nichts, was uns rettet. Doch es gibt diesen Moment der Gemeinsamkeit, kein Bayern Fan kann solche Momente je erleben, dafür ist die Mannschaft zu gut. Getafe? da reden sie an der Säbener in 20 Jahren noch davon in Bremen, Kaiserslautern oder Gladbach weisst du nicht mit welchem Spiel du anfangen sollst. Egal.

Fever Pitch.

Es gibt keinen Sonnenstrahl und keinen Fingerzeig und wirklich nichts außer Markus beim Eckstoß und den Außenrist von Baumjohann und den Schädel vom Friend. Der hat sich aufgerieben, alles gegeben, allein gegen Lucio und Demichelis und dann musst du, musst du den Spielern in die Augen schauen, in die Augen von Kalle Rummenigge, der die Kugel aus dem Netz der Franzosen holt, in die Augen von Wynton Rufer, der die Kugel aus dem Netz der Belgier holt. Du musst ihnen in die Augen schauen, sonst verstehst du Fever Pitch nicht.

Michael Bradley holt diese Kugel und Philipp Daems ballt die Faust und die ganze Mannschat ist in einer Rückwärtsbewegung und jeder will den Anstoss und das Stadion steht und keiner glaubt, jeder sagt: Gott sei Dank nicht abgeschossen, ehrenhaft. Minute 81.

Fever Pitch. Die Augen, in diesem Moment, wo du wie der Schakal eine Chance witterst an die Beute zu kommen, sind einmalig und in diesen Mommenten schauen sie immer gleich. Sie glänzen voller Zuversicht, funkeln willig, rollen mit aller Kraft und für drei Minuten hat meine Borussia, meine kleine Borussia, die Bayern zerquetscht.

Mit dem Ergebnis einer Spielertraube, alle übereinder, jubelnde Fans, alle durcheinander und Fever Pitch. So etwas von unmöglich, wie es nur der Fussball wahr machen kann, für einen kurzen Augenblick, den kleinen Traum und die Flucht vom Alltag, das bißchen Sehnsucht und die Melodie auf den Lippen, leise und ohne Überheblichkeit eine Borussia! es gibt nur eine Borussia.

Montag, 10. November 2008

09.11.08

Es ist noch gar nicht so lange her, vielleicht 5 Jahre, da warb die Deutsche Bank mit einem wunderbar genialen Werbespruch:

Vertrauen ist der Anfang von allem.

Selbst demjenigen, der vielleicht Gott für den Anfang hält, die Geburt für den Anfang hält, Paul Mc Cartney für den Anfang hält, selbst demjenigen ist klar und deutlich, dass dieser Slogan einfach und genial war. Eine Einladung an alle, die etwas schenken wollten, ihr Vertrauen. Eine Opfergabe, die man sich üblicherweise erst verdienen muss und nicht als Vorschusszins erhält.

Wo dieser Spruch gelieben ist? Da wo die Beraterbank geblieben ist, da wo ein unabhängiger Finanzdienstleister geblieben ist, der seinen erklärenden Berater zu Schnecki und Doof geschickt hat, um den beiden die moderne Welt auszumalen, während Schnecki dem Doof am Hosenbund schubbert und ja, wo sind die geblieben, die die Kosten für's Girokonto einfach streichen, während andere das vor 4 Jahren schon getan haben?

Vertrauen ist der Anfang von allem.

Deshalb ist es notwendig, dass Banken, Landesbanken zudem, ihrer öffentlichen Wirksamkeit gerecht werden. Was sich anhört wie ein Schnupfen, ist die Hamburgische Landesbank, die dem Volksparkstadion gerade als Dachkonstruktion dient und damit Mad-in-Petric finanziert. Von welchem Geld? Nun, sicher nicht von dem Geld, das die Herren Vorstände, sich vom Staat abholen, um Arbeit und Gesellschaft zu sichern. Doch nicht von genau dem Geld, dass die Planwirtschaftlerin im Kanzleramt so burschikos leichtfertig und ohne Sicherheiten herausschleudern will.

Vertrauen ist der Anfang von allem und - das Ende.

Denn vertraut haben wir Ihnen ja. Mit der Nase gerümpft okay, aber bitte, in unserem Land ist Eichmann geboren und einer wie Göring ward Himmelsstürmer statt Meier, da ist es kaum verwunderlich, dass man sich die Geschichte erstmal anschaut, bevor man sich ein Urteil bildet und selbst wenn man eines hat, immer schön den Ball flach hält.

Da braucht es selbst vor Gericht etwas länger, schaut man sich die Mannesmänner an, die voller Stolz und nach bestem Wissen und Gewissen, Ihren Konzern, der sie groß gemacht und ernährt hat, verschachert haben, meistbietend. Ob sich da einer bereichert hat?

Aber nicht doch, denn Vertrauen ist der Anfang von allem und während ein Zumwinkel, eben nicht gerade da sitzt, sondern eher in der Sonne bei Reith Im, muss man sich da einen Kopf machen, dass dieser Mann ein Kandidat für Höheres war und von Pierer, Bundespräsident in Spe? Sommer? alles Schwalben, Einzelfälle die gewiß keinen Sommer machen? Wirklich alles Einzefälle, bespitzeln, verkuppeln, bestechen?

Hoch gestapelt hat so manch feiste Größe der Republik und was bedeuten ihnen Volk und Vaterland? Sind das noch Deutsche oder längst globalisierte Mitesser?

Vertrauen ist der Anfang von allem.

Da muss sich jetzt kein Wulff und kein Sinn in den Ring stellen und diesen Leuten das Mitleid reden.
Sie werden das Tausenjährige im Kopf gehabt haben und wissen bei ihrem guten Willen, den sie fraglos erklären wollten, dass es Pogrome weit länger als diese 1000 Jahre gab und gibt. Aber gegen Nieten in Nadelstreifen? Das Buch wurde vor mehr als einem Jarzehnt geschrieben!

Doch daran werden diese Leute nicht scheitern. Eher schon an den prall gefüllten Tischen an denen sie zu dinieren gewohnt sind, um ein paar Krumen vom Kuchen für Ihre Unterdemokraten von den Großaktionären zu erbetteln. Nur die Ruhe halten, ein bißchen Wahl für jedermann und für den Rest, für die Träume, gibt es ja Lotto, die Arbeit reicht dafür nicht mehr.

Vertrauen ist der Anfang von allem.

Ich glaube jedem dieser Menschen, dass sie hart gearbeitet haben, überstundenlang, ihre Familien vernachlässigt haben, dass sie alles gegeben haben. Das ist so. Das sieht man ihnen an. Macht sie das zu guten Menschen, wenn man das Ergebnis sieht?

Vertrauen schenkt Verantwortung und an diese Leute war das fehl getan. Das hat nichts mit Pogromstimmung sondern viel mehr mit "sagen wie es ist" zu tun. Was muss man denn jemanden noch über den Topf halten, der die Ganze Soße angerührt hat und warum diesen noch einen Funken Zutrauen geben, die nicht beizeiten mal ein Wort, nur eine Silbe gesagt haben. Die IKB schifft ja nicht erst seid gestern gegen de Wind.

Nein, Pogromstimmung ist anders. Dieser Kamarilla wird man niemals beikommen. Denn sie haben genug Geld aus uns gesaugt, dass sie sich die besten Verteidiger leisten können, einen Anwalt werden sie nur unter ihresgleichen finden. Für Propaganda und Bestechung wird es sicher langen.

In dieser Situation und vor dieser Wahrheit muss ein angehender Bundeskanzler nicht der Erste sein, der zur Hilfe springt. Es sei denn, er hatte ein paar VW-Aktien parat, deren Verkauf ihm eine hübsche Villa im Zooviertel neben Gerhard sichern.

Vertrauen ist der Anfang von allem.

Montag, 3. November 2008

Spasseshalber ungewohnt

Am Ende eines langen Tages landet Gerald Wesestütz bei Motörhead.

Er besteigt diesen Flieger, den er für kleines Geld eisgekühlt aus seinem Kühlschrank holt und dessen edles Gemüt schon durch den Namen seines Korkens für Allemann deutlich wird. Selbst für seinen Freund Peiten Zumtanz, ja auch für den.

Der Kronenkorken fliegt umso schöner, setzt man das Feuersteinstilett in einem 30 Gradwinkel unterhalb des zackigen Suchttrotzers auf ein Stück Handrücken gestützt an und drückt, nicht kräftig aber gekonnt den Hebel.

Das klingelnde Klickern auf kalt kachelnden Fliesen kündigt das Stück Vergnügen des kommenden Schlucks schon an und noch bevor es verklungen ist setzt sich der Hals am Halse fort.

Mann fragt sich, ob dies nötig ist und kommt zu dem einzigen qualifizierten Schluss, ja.

Welch anderer Gedanke sollte einem bei dem Wesen Helles denn sonst in den Kopf kommen.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Grosunix Widsolat

Bruder Sinn.

Hört sich erstmal gut an. Daraus könnte man ein Stück Rosamunde Pilcher machen oder Hera Lind wenn man's gerne schwanztoll hat.

Dabei ist da gar nichts toll. Als gebildeter Mensch, es gab diese mal und gibt sie vielleicht noch, als gebildeter Mensch jedenfalls macht man sich so seine Gedanken und ist sich plötzlich einer Tatsache bewußt: Man ist - und ich flüstere das leise und ganz sittsam - in der Hand der BWLer.

Dieses Volk - ich mag es erklären - tauchte irgendwann anfang der 70er Jahre an den Hochschulen unseres Landes auf und vereinigte sich kopzahlenmäßig zu Fachbereichen, die die eigentlichen, wahrhaftigen, ehrlichen und gesellschaftstragenden Wissenschaften!, Philosophie, gibt es noch eine andere, man mag Sinne(en)Geschichte (Sic!), bei weitem übertrafen.

Diese Menschen, Studierende, gerade dem Konfirmatiohnsanzug entwachsen, studierten dieses BWL nicht, um der Gesellschaft zum Nutzen zu sein, sondern um sich selbst zu Nutzen zu sein. Beriebswirtschaftslehre ist ein Selbstbedienungsladen an den Schwächen der Unveranlagten und darin sind all jene zu sehen, die nicht auf den kapitalistischen Zug der unersättlichen aufspringen wollen oder können.

In der politischen Theorie und Ideengeschichte gibt es viele Heilslehren und manche Lehre die weh tut, aber am Ende Heil verspricht. Der BWLer hätte daran lernen und teilhaben können, doch hindert sein Erfolg und seine Abgehobenheit ihn daran an Urdisziplinen der Wissenschaft, am Kern unseres Wesens und Seins überhaupt teilhaben zu wollen geschweige denn zu können.
Sein Streben dient dem Profit und wird sein allbeherrschendes Wesen und des Wesens Zweck. Für alles andere ist er blind und dumm. Das ist keine Beschimpfung, es ist eine Behauptung!

Wenn dann einer dieser Vögel kommt und ein wenig Dialektik betreiben mag in einem kurzen und von mir aus auch unerzogenen Disput, warum nicht! Doch er wird es nicht tun, denn es bringt keinen Gewinn. Also warum nachdenken!

Ihn, den BWLer, muss man nicht erhöhen indem man ihn in die Nähe menschenverzehrender Totalitarismen rückt. Dahin gehört er nicht, denn in seinem ureigensten Egoismus und der ausschließlich auf ihn selbst gerichten Erfolgswarnung ist er nur sich selbst der Nächste. Das kann ihm niemand austreiben, weder im Grünen noch im Roten, Schwarz sieht er nicht und wäre er Gelb, dann wäre er lange nicht bei der Post.

Wir Menschen, die wir arbeiten und unseren Beitrag leisten, die wir die Gesellschaft als Ganzes tragen, die wir einfach sind und an das Einfache glauben, leben unterhalb dieser Leute, die der Meinung waren in Zeiten ohne Geschichte und ohne Angst, abseits des Denkens einen Markt zu erhöhen, der selbst dem einfachsten Gemüt noch ein bißchen Wohlstand sichert ohne das dieses Gemüt bemerkt, wie diese rückgratlosen Wesen ihn, das Höchste, das Individuum, die Schöpfung auspressen und es ohne zu zögern vernichten, wenn es seinen Nutzen verliert.

Jetzt steht er da, der BWler und ruft nach der Gesellschaft und dabei - ich persönlich bedaure es zutiefst - steht er nicht mal an der Wand. Was für harmlose Zeiten.

135,2 Kilo

Samstag, 11. Oktober 2008

Wo der Tod uns scheidet

Er geht mir nicht aus den Augen. Cynamon Deathwalker steht im Rampenlicht und braucht seine Bühne nicht zu suchen, sie steht ihm zu. Hilflos füllen sich die Reihen im Auditorium und sehnen sich nach einem Alibi.
An der letzten Ruhestatt macht er keinen Unterschied mehr und Antworten gibt er auch nicht.
Als einzige Totale ist er totale Vernichtung und macht alle um sich herum begriffsstutzig. Menschen weinen wohl auch deshalb.

Cynamon Deathwalker selbst ist einer der zupackt und dabei keine Unterschiede macht, kein Mensch. Wäre er menschlich, würde er wohl abwägen. So aber macht er seinen Job und zählt die Sekunden zeigerzahm herunter.

Dem Takt der Beatmungsmaschinerie kann Cynamon nichts abgewinnen, denn was sie am Leben erhält, hat er längst in die Kälte gezogen und hinterläßt ein Trümmerfeld aus Trauer.

Schorsch Little steht nicht vor diesem Bett und hält nicht die regungslose Hand, die kein Zerschlagenes Hirn mehr steuert und nur noch ein lebenszeichendes Herz wärmt. Wenn er es könnte, nähme er Flügel der Morgenröte und käme vom äüßersten Meer.

Das aber kann nur der große und gute Gott, der keine 23 Jahre über sie gewacht hat und nun Cynamon seinen großen und einmaligen Auftritt läßt. Ein Auftritt wie er einen jede von uns erwaretet, nur eben nicht gerade so unverbraucht.

Wo sie nun geht, wird Sie Cynamon schnell abschütteln und seine Fratze wird nur den zurückgebliebenen allgegenwärtig bleiben. Dafür ist diese Fresse gemacht, dafür hasst und liebt und lebt mit ihm sein Publikum.

Den Trauernden mag die Gnade genügen, hoffentlich.

Und wenn ich mich aus den Bildern erheben darf, ich bin sehr traurig. Ich weiß, dass auf deinem Weg, den du jetzt gehst alles anders ist. Ich will da sein für die die leben geblieben sind.

Cynamon Deathwalker mag dein Leben nehmen, Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei...der Rest ist Legende. Gute Nacht Andrea.

Donnerstag, 25. September 2008

Fett auf der Wiesn

Morgen ist es wieder soweit Eulenschlag Tremmelsdorf und sein Verein frühergrauter Mischlingszüchter gehen auf die Wiesn.

Die 12 Männer mittleren Alters haben schon früh viel durchgemacht. So manche Nacht bleibt unvergessen und wird zu jedem Anlass rezitiert. An einem Tag wie diesem auf der schönen Wiesn gibt es immer was zu sehen. Romantisch gesprochen könnte man sagen, dass eigentlich nirgendwo auf der Welt das Ideal der multikulturellen Gesellschaft und des frühen Völkerbundes so banal in die Tat umgesetzt wird, wie auf der Wiesn.

Sicher, wer Aki und die Plüser-Brüder kennt, der weiß, dass die auch gern mal die eine oder andere von der Brust her nehmen. Aber ehrlich mal, wo denn schon präsentiert sich die Frau so offen und herzig als das, was sie wenigstens sein sollte. Bevor aber Tremmelsdorf sich wieder anhören kann, dass er Menschen - auch Frauen - nicht an Äußerlichkeiten messen soll, zieht er sich lieber schnell ein Hendl zur Grundlage rein. Soll mal eine sagen er sei Fett.

Nein, aber wenn wir jetzt die zwölf so in der wogenden, sich in den Armen liegenden Masse die Krüge heben sehen, da können Sie mal fragen, wo zum Beispiel der junge Bursche mit den gar nicht landestypischen Augen und den tiefschwarzen Haaren herkommt. Jedenfalls erzählt er gern dass es in Tokyo um diese Jahreszeit ganz genauso ist wie in München und Prost, Suffa, blubb und Englisch sprechen wir da alle, selbst der Hajo Frencheswech und das soll was heißen.

Mit jedem Krug steigt die Stimmung und die Band spielt schon um sieben Eysie-Diesie und noch bevor Highway zu schnell zu Ende geht steht schon wieder alles bei eine Stern auf den Bänken und träumt von Fürstenfeld. Glauben Sie das die zwei Aussies von Melbourne jemals von Fürstenfeld geträumt haben? Tun sie aber hier und lallen Verena Tausendschön und Claudi Bussimehr so schön in die Zöpfchen, dass am Ende doch ein Tropfen Spucke knapp unterhalb des Ohrläppchens von der Vroni weggewischt werden muss.

Sogar der Italiener...ach geh. Wir lieben den Italiener. Hat der doch alles, was wir immer schon haben wollten, uns aber nie zu nehmen trauten. Jedenfalls hat er genug Muße zum Maß'e und Südtirol hat er auch.

So trinken und saufen sie als wenn's kein Morgen gäbe und scheren sich einen Kehricht darum, das einer schon wieder draußen bleiben muss. Alle feiern, stampfen sind krakelig und im Bierrausch gottesselig.

Draußen, da steht Saladin - wieder mal - und kriegt von der Bombenstimmung reichlich mit. Diesen Affront in aller Lasterlichkeit, weiß er wohl zu nehmen und schafft sich sein eigenes Bild.

Die frührergrauten Mischlingszüchter jedenfalls verteilten sich ungeordnet über die Tische. Gerne hätten Sie noch ausgetrunken.

Saladin selbst fand das Paradies vom Ansehen her nicht schlecht. Eine Orgie der Geselligkeit mit anschließendem Privatvergnügen. Da hätte er sich auch gerne mal ausgekotzt. So ist er wenigstens mit in die Luft geflogen. Auch ne Art von gespielter Ekstase.


134,8 Kilogramm

Freitag, 19. September 2008

Zwischendrin bei Dreckman

D: Herr Goldjung ich freue mich, dass Sie heute Abend hier sind und - seien sie nicht böse, sie sind mutig aber bewundern kann ich sie nicht.

G: Herr Dreckmann, das müssen Sie auch nicht, nur weil ich jetzt mal im Fernsehen bin. Die Krise ist schwer genug und wird noch viele Opfer fordern.

D: Opfer, sie sprechen es direkt an, wie kann so ein Desaster, so ein Unvermögen, manche sagen gar, so eine Schlamperei passieren?

G: Unvermögen, es geht ja um viel mehr. Wr haben über einen sehr langen Zeitraum strategisch...

D: Schlamperei?

G: Ich bitte Sie, was glauben sie denn, dass wir geschlafen hätten?

D: Offen gestanden hat es diesen Eindruck erweckt.

G: Ich bin heute hier, um auch mal die andere Seite zu zeigen.

D: Der Medallie?

G: Die Paralympics sind gerade zu Ende gegangen.

D: Größere Leistungen als Ihre?

G: Ich habe studiert.

D: Das haben andere auch.

G: Jedenfalls haben wir strategisch geplant und über Jahrzehnte große, ja großartige, unermessliche Gewinne für den Steuerzahler erziehlt.

D: Was rechtfertigt...?

G: Wie, Recht? Hören Sie mal, tagtäglich entscheiden wir über Millionen! - von Vorgängen, was letztlich Bewegungen - finanzielle - aber ich bin körperlich trotzdem Fit, was jedenfalls ganz großer Wahnisnn ist. Tagtäglich.

D: Sie haben mindestens eine halbe Milliarde verloren. Geld das Ihnen nicht gehörte.

G: Ich gebe zu, dass hat mich für eine Sekunde getroffen. Wer aber hätte etwas gesagt, wer hätte ´mich bemerkt, wenn ich mal was richtig gemacht hätte. Ich meine, gucken Sie mal, ich hab studiert und sogar selbständig meine Frau zweimal Schwanger gefickt.

D: Sie rechnen Ihre Pluspunkte gegen Ihre Fehler auf? Immerhin hatten Sie den Steuerzahler bereits um 8 Milliarden erleichtert.

G: Wen juckt es denn. Das Geld ist doch da. Haben Sie mal gewettet? Wenn Sie das noch nie gemacht haben, dann wissen Sie nicht, wie es ist zu gewinnen und wie es ist zu verlieren! Insbesondere im Verlust, da muss man Eier haben, um weiter einzusteigen.

D: Apropos Eier, wir hätten dahinten den Herren Kasper Melchior, der würd ihnen gern mal persönlich sagen, was er von Leuten wir Ihnen hält.

G: Ja wieso hat der denn ne Machete dabei.

D: Nun ja, der hat auch schon viele Gewinne erziehlt und so ein kleiner Fehler...

G: Jetzt machen Sie aber mal nen Punkt.

D: Der war auch schon bei Ihnen zu Hause.

G: Wie zu Hause...

D: Na ja, ist ja kein großer Verlust, oder?

Aus aktuellem Anlass unterbrechen wir diese Sendung und zeigen das Sandmännchen.

134,3 Kilogramm

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