Böses Foul

Agatha Wittspone war nicht weniger als 12 Schritte auf dem Boulevard de St. Exicuté gegangen als ihr Blick auf ein Schaufenster voller bunter Kanarienvögel fiel, die in rabenschwarzer Nacht zur knallorangen Neonreklame des Pallidudelüt Pet and Pop Shops zwischen sorgsam aufegreiten und semi-binär orientiert verklemmten Pupsstangen in einer Reihe aufsaßen.
Eigentlich wollte Agatha nur einer alten lang verstorbenen Freundin, Helén Melodieu de Postdiarrhö gedenken und ihren letzten Schritten durch ein bewegtes Leben zum Tage ihres siebten Todes nochmals Folge leisten. Doch begeisterte sie in diesem Moment der mittelste der 48 Kanarienvögel von links betrachtet auf einmal so sehr, dass sie für einen Augenblick die Luft einsaugend vor dem schroffen Fenster stehen blieb.
Tschiep, tschiep sponn es ihr durchs kalkergraute Hirn, tschiep, tschiep.

Perverse Sau, dachte sich der Obdachlose Jimmy "the Flic" Greenbarét und spie im Vorbeilaufen einmal in Richtung des breit aufgeschlagenen Rocksaums der vogelfreien.

Von all diesem unbemerkt steigerte Agatha sich von einem leisen Tschiep über ein ansteigendes Gurr hin zu einem lautkehligen Pieps, das sie beizeiten vom Gaumenlappen in die Nase zog.
Könnte nur jemand empfinden, würde jemand begreifen wie sehr ein Leben im Käfig, unter knallorangener Neonreklame, aufgereit auf vollkommen symmetrische Pupsstangen das Leben ganz absurd macht, nur zur Freude eines anderen zu existieren. Dieser Gedanke überkam sie so plötzlich und ungeniert, dass sie sich mit einem blasenden Furz in ihre blütenweißen Windeln ergoss und von diesem Schwall an Ausscheidungen auferweckt, den abgelebten Kopf von der krummgelegenen Schulter auf den knochenstarrigen Hals erhob.

Zeit zu gehen und ihr Blick richtete sich auf den Zeitungsschuppen OlePublic vor dem die nun schon selige Helén einstmals einem unglücklichem Sturz mit nachfolgedem Oberschenkelhalsbruch zum Opfer fiel. Ein Opfer, das aus heutiger Sicht betrachtet, völlig unnötig war, ihr damals aber immerhin ein paar wenige heimelige Stunden mit Helén's Mann und späteren Witwer Roald Melodieu de Antediarrhö einbrachte. Gute alte Zeit.

So in Gedanken kam ihr kaum in den Sinn, dass der kanalalkoholisierte und umtriebig angewiderte Jimmy "the Flic" Greenbarét sich längst dazu aufgemacht hatte der fidelen Agatha das Vögeln auszutreiben. Während Agatha sich also schlurfenden Schrittes in ihren fellbewammsten Hauspanlatschen aufmachte, die letzte Tritte hin zum Ort der ersten Ruhe zu gehen, fuhr ihr der arg besoffene Jimmy derart von der Seite in die wassergefüllten Waden, dass es richtig gluckste und plantschte. Schon sah er sich um, ob nicht de Schiedsrichter Sir Robert the Hood Foxley sein übles Tun gesehen hätte und machte mit zwei Händen die abwertende Geste des Divers.
Doch für die alte Wittspone hatte niemand mehr etwas übrig und so kam es, dass die eine wie die andere an öffentlichem Orte und am Fuße der Gosse ihre letzten Züge in die Welt hauchten. Böses Foul.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

A long long time ago...
Und dann war da noch Ischdonat Bloemfeld. Das kennt...
fohlenelf11 - 30. Dez, 16:32
We want Mr. Kilmister
Jeder der einigermaßen bei Verstand ist und sich noch...
fohlenelf11 - 24. Okt, 16:07
Letztens bei Demokrats
Familie Demokrat ist einfach gestrickt. Und das bedeutet...
fohlenelf11 - 21. Okt, 07:53
It takes seconds to fall
Vor den großen Sommerferien, als alles klar war, Opel...
fohlenelf11 - 9. Sep, 19:55
Abendgrauen
In zwei Monaten, am 27.09.2009 wird Angela Merkel zum...
fohlenelf11 - 23. Jul, 17:46

Web Counter-Modul

Archiv

November 2007
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 1 
 2 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
17
18
20
21
23
24
25
26
27
28
30
 
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 6599 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 30. Dez, 16:32

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren